Pubertät – na und? – Ein Elternratgeber

Die Pubertät scheint für viele Eltern die schlimmste Zeit mit ihren Kindern zu sein. Dies ist ein kleiner Elternratgeber im Umgang mit den Jugendlichen und uns selbst.

Viele Eltern erzählen mir aus ihrer jetzigen Situation oder das, was sie von anderen gehört haben. Demnach ist es für uns Erwachsene oftmals weder zu verstehen, wie unsere abermals kleinen süßen Kinder nun ticken, noch wie wir damit umgehen sollen.

Doch ist es wirklich so?

Was passiert in der Pubertät mit unseren Kindern?

Wie auch schon in der sogenannten „Trotzphase“ durchläuft das Gehirn unserer Kinder in der Pubertät einen großen Umbau. Es entwickelt sich zu einer Großbaustelle. In dieser Baustelle wird in vielen verschiedenen Ecken gleichzeitig gebaut und umstrukturiert, um zum Schluss ein fertiges gut funktionierendes Unternehmen hervorzurufen.

Die einzelnen Bauabschnitte verlaufen in unterschiedlichen Zeiten und dies bringt Chaos in die Baustelle.

Abriss auf einer Großbaustelle als Vergleich für den Umbau im jugendlichen Gehirn während der Pubertät, unnötiges wird abgebaut

In dieser Umbauzeit werden einige Nervenzellen und Verbindungen, die selten benutzt und damit weniger stabil sind, abgebaut und andere werden mit einer Schicht ummantelt, um schneller Informationen weiterleiten zu können.

 

Errichtung einer Stahlkonstruktion für ein Gebäude auf einer Großbaustelle als Vergleich für den Umbau im jugendlichen Gehirn während der Pubertät, Wichtige Verbindungen werden effektiver und schneller gemacht

 

 

 

 

Die Entwicklung des Gehirns eines Pubertierenden ist die Grundlagen für ein schnelles und effektiv arbeitendes Gehirn gleich dem einem Erwachsenen. Unsere Jugendlichen sollen nach dem Umbau ein ausgebildetes Ich-Bewusstsein entwickelt und ihre Persönlichkeit ausgebaut haben. Sie sollen Ihren eigenen Selbstwert erkennen, verschiedene Lebenssituationen meistern, Risiken abschätzen, vernünftig reagieren und logisch denken können.

Dies sind viele große Ziele, die sich nicht auf einmal und auch nicht in von uns Erwachsenen gut sichtbaren Abschnitten entwickeln können.

Diese gesamte Entwicklung geht in verschiedenen Schritten und oftmals nebeneinander einher.

Auch für die Jugendlichen selbst ist es nicht einfach, mit dieser großen Baustelle zu leben.

Aus diesem Grund entstehen oftmals Missverständnisse zwischen uns Erwachsenen und den Jugendlichen.

Doch muss das gleich zu einem Problem ausarten?

Wir Erwachsenen waren ebenfalls alle mal Kinder und sind zu Jugendlichen und Erwachsenen herangereift. Doch viele unserer Erinnerungen an diese Zeit sind wohl eher überdeckt von der schnelllebigen Zeit, in der wir heute leben. Wir können uns nicht daran erinnern, wie schwierig es oftmals war, Entscheidungen zu treffen oder auch vernünftig zu handeln und das Risiko einzuschätzen. In dieser Zeit ist es oftmals so, dass die Gehirnareale, die über die Vernunft herrschen, später ausgebildet werden, als das logische Denken.

Dies bedeutet, dass die Jugendlichen erst zum Ende der Pubertät den Zusammenhang zwischen dem logischen Denken und dem vernünftigen Handeln entwickeln.

Pubertät als Chance für uns Eltern, die Perspektive zu wechseln – ein Ratgeber für uns Eltern

Wir Eltern haben in dieser Zeit des Umbaus die Möglichkeit, über unseren normalen Tellerrand hinaus zu blicken. Die Jugendlichen verändern sich in dieser Zeit, sie lernen sich selbst und ihre Persönlichkeit besser kennen. Sie nehmen ihre Umwelt anders wahr und sie lernen, durch die Entwicklung ihres präfrontalen Cortex (dem Sitz des logischen Denkens) Dinge zu hinterfragen. Daraus resultiert der Drang nach Erklärungen. Diese Tatsache stößt bei uns Erwachsenen oftmals auf Ablehnung. Wir stellen unsere Regeln und unsere Ansichten ungern infrage. Schon gar nicht vor unseren Kindern.

Stimmungsschwankungen – von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt

Erschwerend kommt hinzu, dass die Jugendlichen in der Zeit des großen Umbruches oftmals unter Stimmungsschwankungen von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt leiden.

Wie schwer muss es doch sein, wenn man selbst nicht weiß, warum man gerade traurig oder unheimlich risikobereit oder auch sehr freudig ist. Jeder Erwachsene von uns hat dies schon einmal erlebt. Wir stehen morgens auf und irgendwie wissen wir jetzt schon, dass wird ein ganz mieser Tag. Wir wissen nicht genau warum, doch unser Bauchgefühl sagt es uns.

So geht es den Jugendlichen auch und sie wissen genauso wenig wie wir Erwachsene, warum das so ist.

Das Limbische System ist Taktgeber in der Pubertät

Während dieses Umbaus können die Jugendlichen noch nicht so stark auf ihren präfrontalen Cortex (dem Sitz des logischen Denkens) zurückgreifen. Viele Entscheidungen treffen sie vorrangig mit dem limbischen System. Hier werden Erfahrungen gespeichert und hier entstehen unsere Gefühle. Kein Wunder wenn es dort mal zu einem Ausbruch kommt. Die Entscheidungen werden also nicht mit einer rationalen Komponente, sondern ausschließlich über die Gefühlsebene entschieden.

Chaos Zimmer - Jugendliche in der Pubertät entscheiden die meisten Dinge mit dem limbischen System ihrer Gefühlswelt, anders als wir Erwachsenen

Das Chaos Zimmer 🙂

 

 

 

 

Und welche Erfahrungen sitzen in den Köpfen unserer Kinder? Na ausschließlich Erfahrungen aus der Kindheit. Ein Teil ist nun schon umgebaut und dieser noch nicht. Also ich bin schon älter, doch die Gefühle entsprechen noch denen eines Kindes mit den entsprechenden Erfahrungen. Also reagiert der Jugendliche wie ein Kind, weil die Bauphase im logischen Denken und Zusammenfügen der einzelnen Bausteine gerade erst begonnen hat.

Und wie gehen wir mit unseren Jugendlichen in der Pubertät um? Ein Elternratgeber

Ganz klar, die ganze Situation ist für die Familie nicht immer einfach. Doch eines ist auch klar, wir sind die Erwachsenen und wir haben dieses Durcheinander schon einmal erlebt. Wir können uns zwar nur noch vage daran erinnern, wie es uns ergangen ist, doch wir haben einen entscheidenen Vorteil. Wir sind mit unserem fertig ausgeprägten logischen Denken im Vorteil. Und genau hier greifen wir an.

Der X Prozess holt uns ins Hier und Jetzt zurück

Wir haben die Möglichkeit, uns selbst wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Bei jedem Streit mit  unseren Kindern, bleiben wir ruhig und machen den X Prozess  und kommen ins Hier und Jetzt. Im Hier und Jetzt angekommen, können wir die Situation außerhalb unserer Gefühlswelt betrachten.

Wir werden zum Gehirnbenutzer

Uns wird klar, dass der Streit nichts mit uns als Person zu tun hat. Es besteht somit kein Grund, die Situation persönlich zu nehmen. Unser Gespräch mit den Jugendlichen wird auf der Erwachsenen Ebene weiter geführt. So zeigen wir Verständnis und reden ruhig mit ihnen. Unsere Gefühle versetzen uns nicht auf die gleiche kindliche Ebene. Dies lassen wir nicht zu.  Unser limbisches System traktiert uns nicht weiter, wir werden wieder zum Gehirnbenutzer und fahren vom Keller wieder ins Obergeschoss.

Durch diese Vorgehensweise wird uns bewusst, was in unserem Kopf geschieht. Wir bemerken, wie überfordert wir mit diesem Durcheinander sind und haben die Möglichkeit unseren Pubertieren zur Seite zu stehen.

Erfahrt in meinem Video:

  • welche Möglichkeiten es gibt. mit den schwierigen Lebenslagen in der Pubertät umzugehen
  • wie wir unseren eigenen Blickwinkel ändern
  • dass wir in vielen Situationen selbst das Problem sind
  • wie  durch Liebe und Verständnis eine schöne Zeit entsteht
  • warum ich die Pubertät bisher als schönste Zeit mit den Kindern erlebe

Um das Video zu starten, klickt auf das weiße Dreieck in dem Vorschaubild.

Lasst mich an Euren Erfahrungen teilhaben. Schreibt eine Rückmeldung im Kommentar, wie es bei Euch geklappt hat.

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Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurem Neuen Weg. Bleibt dran, denn Ihr wisst ja „Von Nichts kommt Nichts“ und ich kann Euch sagen, es lohnt sich.

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Herzlichst

Eure Sandra Gensicke

Heilpraktikerin für Psychotherapie,ausgebildet in der praktischen integrativen kognitiven Verhaltenstherapie bei Franziska  und Uwe Luschas