Gegen das, was gerade ist, anzukämpfen und in den Widerstand zu gehen, erzeugt Leid und nimmt uns wertvolle Lebensenergie. In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, dass Klienten sich Vorwürfe über ihre jetzige Situation machen und sich schuldig fühlen. Fragen, nach den Gründen tauchen immer wieder auf. „Warum habe gerade ich Angst? Wieso passiert gerade mir das? Weshalb passiert es nicht einem anderen?“
Sie beginnen, gegen die negativen Gefühle, Gedanken und Zustände, in denen sie gerade gefangen sind, mit viel Energie anzukämpfen. Sie kämpfen gegen das, was gerade ist, die unausweichliche Tatsache, die Realität, gegen Ängste und Panik, Trauer und Wut, Hilflosigkeit und Unsicherheiten an.
In diesem Augenblick liegt ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den negativen Gefühlen und Situationen und ihr einziger allumfassender Gedanke ist: „Ich muss dagegen ankämpfen. Ich muss aktiv etwas dagegen tun. Ich will das nicht! Das darf nicht sein!“
Diese negativen Gefühle wie Wut auf sich selbst, Hilflosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Angst rauben uns viel Energie. Die Tatsache, dass wir gerade diesen Gefühlen ausgesetzt sind, bleibt jedoch die ganze Zeit über bestehen. Die Tatsache, in bestimmten Situationen Angst zu haben, in Panik zu verfallen, Zwänge zu zeigen, Ärger, Wut oder Hilflosigkeit zu fühlen, ändert sich nicht.
Gegen wen richtet sich dieser Widerstand in diesem Moment?
Die Wut oder die Angst, alle negativen Gefühle spüre ich in mir, kein anderer nimmt sie wahr. Erst wenn ich sie äußere und zeige, sehen Mitmenschen meine Gefühle und können sie auch wahrnehmen. Somit richtet sich der Widerstand einzig und allein gegen mich selbst. Wenn ich gegen mich selbst kämpfe, kann ich ja nur verlieren. Den Kampf gegen mich selbst kann ich in vielfältiger Weise sehen und spüren. Viele von uns leiden unter Verspannungen im Nacken und in den Schultern, vielleicht unter Rückenschmerzen, haben Probleme mit ihrem Blutdruck, Magen- und Darmbeschwerden oder Hautprobleme. Negativen Gefühle erzeugen Stress und unser Körper macht diesen Stress sichtbar. Meistens nehmen wir die Symptome nicht wahr, verharmlosen sie, akzeptieren sie nicht oder verbinden sie nicht mit unserem eigenen Widerstand gegen uns selbst.
Gegen die Realität anzukämpfen, ist für viele Menschen ganz normal
Wieder einmal haben Forscher herausgefunden, dass unsere Aufmerksamkeit eher auf dem Negativen als auf dem Positiven liegt. Schlechte Nachrichten oder Situationen bleiben uns viel stärker im Gedächtnis als Positive. In Negativem halten wir uns viel länger auf, reden darüber, machen Probleme daraus. Wer von uns berichtet schon, was ihm an diesem Tag Schönes widerfahren ist, in welchen Minuten er sich wohl gefühlt hat, was ihn aufbaute. In unserem Gedächtnis bleiben zumeist die negativen Dinge hängen, sie verdienen unsere Aufmerksamkeit und wir machen sie groß und stark. Forscher haben ebenfalls herausgefunden, dass wir zudem eine größere Anzahl an negativen Beschreibungen in unserem Wortschatz haben als für positive Dinge.
Wenn wir in den Widerstand zu uns selbst gehen, dann nähren wir unseren Schmerzkörper mit unserer eigenen Energie. Wir machen aus der Tatsache ein Drama, ändern unsere Aufmerksamkeit und lassen diese wachsen. Wir stellen uns viele Fragen: „Warum, wieso, weshalb?“ und vergrößern unseren Widerstand. Für unseren Schmerzkörper, der Gesamtheit aller Schmerzen in uns, ist das ein gefundenes Fressen. Auch er wächst dadurch und wird stark. Und unserem Troll gefällt es sowieso, wenn wir einen und noch einen und noch 20 Gründe finden, warum diese Situation gerade schlecht und negativ für uns ist.
Baue mehr Frieden und Gelassenheit auf, durch die Akzeptanz dessen, was gerade ist
In solchen Situationen möchten meine Klienten meist nur reden. Darüber, warum das alles passiert ist, warum es ihnen schlecht geht. Und im Anschluss daran, möchten sie von mir Antworten auf alle ihre Fragen bekommen. Doch das Reden allein bringt nichts. Es bringt eine zeitweise Erleichterung, doch Reden verändert in unserem Kopf überhaupt nichts. Keine neuronale Verbindung wird verändert und schon in der nächsten Situation reagieren wir wieder nach unserem alten Muster, immer und immer wieder.
Also packen wir es an und verändern dieses Muster. Hören wir auf, zu kämpfen. Nehmen wir die Realität an, wie sie gerade ist. Sparen wir uns die Energie und nutzen wir sie, um eine Lösung zu finden. Bleiben wir nicht im Problem stecken, weil es uns nur kurzfristig hilft. Packen wir es an für ein friedlicheres Leben.
Wie können wir den eigenen Widerstand abbauen und die Realität zu akzeptieren, wie sie gerade ist?
Ein Vorschlag, wie wir Widerstand abbauen und Akzeptanz aufbauen können:
- Körper spüren. Habe ich Nackenschmerzen? Habe ich Bauchschmerzen? Steigt mein Blutdruck? Nimm deinen Körper wahr. Spüre deine Füße, nimm das Hier und Jetzt wahr. Mach ein paar Atemübungen.
- Wende den X Prozess bei starken Gefühlen an. Reduziere die negativen Gefühle bis eine Entspannung eintritt.
- Akzeptiere, das was ist. Akzeptiere den Zustand, in dem du gerade bist. Wenn du Widerstand erkennst, dann akzeptiere, dass er da ist: „Ich akzeptiere, dass ich mich gegen etwas wehre, dass ich nicht ändern kann.“.
- Analysiere die Situation. Kann ich an meiner Situation gerade etwas ändern? Ja oder Nein. Wenn ich etwas ändern kann, dann tue ich es. Kann ich die Situation nicht verändern, dann akzeptiere ich es. Ich lege meine Aufmerksamkeit auf meine Gedanken und meine Gefühle und erledige das, was zu erledigen ist, ohne in den Widerstand zu gehen.
- Alle Gedanken werden hinterfragt und neue Gedanken, die den Widerstand und die Situation akzeptieren und keine negative Gefühle werden gefunden.
Zu Anfang fällt es uns noch schwer, doch mit etwas Übung wird es leichter und leichter. Wir sparen uns Energie, nehmen an was ist und finden Lösungen.
In meinem heutigen Video
- geht es um den Widerstand und die Akzeptanz, was gerade ist
- geht es um den Kampf gegen mich selbst
- geht es um die Frage des Warums und warum es sich nicht lohnt, diese zu beantworten
- bespreche ich, wie Widerstände abgebaut werden,um zu entspannen und um Akzeptanz aufzubauen.
Um das Video zu starten, klickt auf das weiße Dreieck in dem Vorschaubild.
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Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurem Neuen Weg. Bleibt dran, denn Ihr wisst ja „Von Nichts kommt Nichts“ und ich kann Euch sagen, es lohnt sich.
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Herzlichst
Eure Sandra Gensicke
Heilpraktikerin für Psychotherapie, ausgebildet in der praktischen integrativen kognitiven Verhaltenstherapie bei Franziska und Uwe Luschas